Da sich viele Menschen unter Gestalttherapie nur wenig vorstellen können oder glauben, es wäre ein kunsttherapeutischer Ansatz, erzähle ich kurz etwas über die Basis meiner Arbeit.
Die Gestalttherapie (GT) wurde ca. 1951 von Laura und Fritz Perls begründet. Häufig gilt Fritz als der Schöpfer dieser Therapieform. Die meisten Gestaltler arbeiten heutzutage aber nach Laura Perls, mich eingeschlossen.
Die GT wurde maßgeblich durch unterschiedliche philosophische Richtungen wie beispielsweise verschiedene buddhistischen Schulen, Existenzialismus oder Martin Bubers existenzieller Beziehungsphilosophie beeinflusst.
Der Name leitet sich aus dem psychologischen Gestaltbegriff ab. Dieser beschreibt vor allem die Eigenschaft unseres Gehirns immer das große Ganze hinter den Einzelteilen zu erkennen. Optisch sehen wir so Tiere in Wolkenformationen oder den Stern aus farbigen Punkten beim Rot-/Grünschwächetest. Dies passiert nicht nur optisch, sondern auch emotional. Wenn ich Beispielsweise “Weihnachten” sage, dann denken manche wahrscheinlich an schöne Familiefeste mit Kerzenschein und duftenden Keksen, andere vielleicht an zerstrittene Abende und stressige Vorbereitungen. Wir füllen das Wort sofort mit unser eigenen Bedeutung, mit unserer eigenen “Weihnachten – Gestalt”. Tatsächlich ist jede Erfahrung die wir machen, jede Begegnung die wir haben eine eigene Gestalt. Diese Gestalten können zu “offenen Gestalten” werden, wenn sie unabgeschlossene Themen beinhalten. Hatte sich die Familie beim stressigen Weihnachtsfest am Ende versöhnt, schließt sich die Gestalt. Bleiben die Konflikte ungeklährt, bleibt auch die Gestalt offen. Demnach sind auch Traumata als offene Gestalten zu verstehen, denn auch hier hatte eine vergangene Situation keinen guten Abschluss (der bei Traumata aus gelungenem Kampf oder gelungener Flucht bestanden hätte). So ist ein Hauptanliegen der Gestalttherapie diese offenen Gestalten zu schliessen.
Die Gestalt ist in sofern besonders, als dass sie nicht methodengebunden ist. Das bedeutet, es gibt nicht nur eine Methode nach der gearbeitet wird und auch die Gestalt selbst ist keine Methode sondern sie definiert die Grundlage, im Sinne von Augenhöhe, Kontakt und Heilungsmechanismen, auf deren Basis eine heilsame Arbeit entstehen kann.
Eine der wichtigsten Grundannahmen der Gestalt ist, dass Veränderung maßgeblich durch Erleben passiert. Umstände oder Gründe zu verstehen, kann hilfreich und erleichternd sein, sorgt aber häufig noch nicht für große Veränderung. In der Gestalt versuchen wir daher, mit allen uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, Dinge ins Erleben zu bringen und fühlbar zu machen. Zu diesem Zweck werden Methoden individuell auf die Bedürfnisse der KlientInnen angepasst oder extra für sie entwickelt. So kriegt jeder Mensch die Unterterstützung, die ihr/ihm am ehesten entspricht.